Mittwoch, 10. Juni 2015

Muss man als Katholik zu Religionsspöttern freundlich sein?

Nach der Antwort auf die obige Frage habe ich lange gesucht, da man im Privatleben leider immer wieder auf Religionsspötter, leider auch in der Verwandtschaft trifft. 
Meine Meinung nach langer Überlegung war nein, hier hört die Pflicht zur Freundlichkeit auf, denn wenn jemand anders ständig die eigene geliebte Mutter beleidigt, würde man diesem Mitmenschen ja auch recht schnell Grenzen setzten. 

Aber Leute, die ständig das höchste Gut, den katholischen Glauben, ins Lächerliche ziehen oder Anhänger derjenigen Religionen, die bewusst dem Heiland die Göttlichkeit absprechen, hofiert man als Katholik, wie heutzutage allerorts üblich. 

Sollte man nicht den Heiland, der sogar für uns gestorben ist, damit wir, wenn wir mit der Gnade mitwirken wollen, unser ewiges Heil erlangen können, mehr lieben als alles? „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“, hat der Heiland gesagt.

Die eigene Mutter würde man nicht beleidigen lassen vom Nebenmenschen, aber den göttlichen Heiland lässt man ungerührt beleidigen, und man schweigt und lächelt noch dazu?

Da mit dem Vatikanum II. die Überfreundlichkeit, um nicht zu sagen die Gefallsucht, besonders gegenüber den Anhängern der beiden falschen Religionen, die die katholischen Glaubenswahrheiten in Wort und Schrift bewusst leugnen oder gar lästern und oft sogar die Katholiken - auch blutig - verfolgen, Mode wurde, muss man schon etwas weiter zurückgehen, bis man die Antwort von einem guten Priester und Moraltheologen findet:

"Die Freundlichkeit im Umgang oder die Leutseligkeit ist eine christliche Tugend, denn es ist zu fordern, dass man sich im Umgang mit den Menschen in Wort und Haltung so benehme, wie es sich einem jeden gegenüber geziemt; durchaus entsprechend ist es jedoch, bei der Übung dieser Tugend das nähere oder entferntere Verhältnis, in dem die anderen zu uns stehen, in Betracht zu ziehen. Freundlich und zuvorkommend hat man demnach auch gegen Fremde und Unbekannte zu sein. 
Die Freundlichkeit, die rechte Mitte zwischen zwei Extremen, nämlich zwischen Gefallsucht und abstoßender Morosität, ist eine der Gerechtigkeit verwandte Tugend, weil sie sich auf den anderen bezieht und im Umgang der Menschen gleich der Wahrhaftigkeit erforderlich ist, denn wie ohne diese kann das menschliche Leben auch nicht ohne Freude und Annehmlichkeit bestehen. 
Freilich ist das alles nicht so gemeint, als müsste man mit jedem, mit dem man zusammentrifft, gleicherweise eine freundliche Miene zeigen und so etwa leichtfertige Spötter über Glaube und Tugend auch noch ermuntern, man darf sich nötigenfalls nicht scheuen, zu gutem Zweck oder zur Vermeidung schlimmer Folgen den anderen zu betrüben. (vgl. Sir. 7,26 II Kor. 7,8 S.th.2,2,q.114). 
Das andere Extrem per excessum entgegengesetzt der Freundlichkeit ist die Gefallsucht. Hat man dabei die Absicht, für sich einen Vorteil oder Gewinn zu erzielen, so artet die Freundlichkeit in Schmeichelei aus, doch kann man unter Schmeichelei auch, entsprechend dem allgemeinen Sprachgebrauch, eine das rechte Maß überschreitende Freundlichkeit anderen gegenüber in Wort und Verhalten verstehen (S.th.2,2,q.115,a.1); 
Schmeichelei wäre es demgemäß, wenn man den anderen lobte wegen seiner Fehler oder wegen ungewisser Vorzüge, obschon man keinen besonderen Vorteil erstrebt, sondern nur dem anderen zu Gefallen redet.
Schwere Sünde ist die Schmeichelei mit Rücksicht auf den Gegenstand, wenn man etwa die Sünde des anderen lobt: ein Unrecht gegen Gott und eine Verletzung der Liebe des Nächsten, den man zur Sünde ermuntert.
(…)"
Zitat aus: Lehrbuch der Moraltheologie von Otto. Schilling, II. Band, Max Hueber Verlag, München, mit Imprimatur, 1928. S. 285



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