Sonntag, 28. April 2013

Der heilige Didymus und die heilige Theodora, Märtyrer

SS. Didymus et Theodora, MM. (28. Apr.). Der kaiserliche Statthalter Eustratius Proculus zu Alexandria ließ die christliche Jungfrau Theodora vor seinen Richterstuhl führen, und verurteilte sie wegen ihrer Standhaftigkeit im christlichen Glauben, in einem Hause der Sünde preisgegeben zu werden*. 
Allein der göttliche Heiland bewahrte seine Braut und schickte ihr einen seiner Diener, sie zu befreien. Unter den Christen befand sich nämlich zu Alexandria ein Jüngling, der vom Eifer für die Ehre Gottes glühte, mit Namen Didymus. Einen gewaltigen Drang in sich fühlend, die keusche Jungfrau der Gefahr zu entreißen, zog er ein Soldatenkleid an, und trat kühn in's Zimmer, in welchem sich die Heilige befand. Diese zog nun schnell die Soldatenkleider an, drückte den Hut in's Gesicht und eilte ungekannt aus dem Hause. 

Als es bekannt wurde, was Didymus getan, ließ ihn der Statthalter vor sich führen und ihn auf sein unerschrockenes und standhaftes Bekenntnis enthaupten. 

Nach dem hl. Ambrosius, welcher die Geschichte der hl. Theodora erzählt (Lib. de Virgin. l. 2. c. 4), eilte die hl. Theodora zur Richtstätte, wo Didymus hingerichtet wurde, und wollte statt seiner in den Tod gehen. Theodora sagte, sie verdanke ihm, dem Didymus, die Rettung ihrer Ehre; doch könne sie ihm keineswegs ihre Krone zugestehen. 
Es erhielten aber beide, was sie verlangten, und zwar empfing der hl. Didymus zuerst die Martyrerkrone; beide Heilige kommen am 28. April auch im Mart. Rom. vor. - Auf Kirchenbildern wird der hl. Didymus dargestellt, wie er auf Schlangen tritt oder auch wie er am Kreuze aufgehangen und zerfleischt wird.
Quelle: http://www.heiligenlexikon.de/Stadler/Theodora_Didymus.html

* d.h. zur Prostitution gezwungen

Das sehr lehrreiche Gespräch zwischen dem Statthalter und Richter Prokulus und der hl. Theodora und dem hl. Didymus findet sich in dieser alten Heiligenlegende:

Der heilige Didymus und die heilige Theodora, Märtyrer. Jahr 304.

Der kaiserliche Statthalter Prokulus saß auf seinem Richterstuhle und sprach: „Man führe die Jungfrau Theodora vor." „Hier ist sie," sprach ein Gerichtsdiener.

Der Statthalter fragte sie: „Bist du eine Sklavin oder eine Freie?

Theodora: Christin bin ich; Christus hat mich befreit, als er in diese Welt kam; übrigens bin ich von freien Eltern geboren."

Statthalter. „Es soll der Bürgermeister der Stadt kommen."

Als dieser erschien, fragte er ihn: „Sag an, Luzius, was weißt du von dieser Jungfrau?" Dieser aber bezeugte, daß Theodora frei und die Tochter einer angesehenen Familie von Alexandria sei.

Der Statthalter wandte sich zu Theodora und sprach: „Warum hast du dich, wenn du von angesehenen Eltern abstammst, nicht verehelichen wollen?"

Theodora: Das hat Christus getan; denn als er unser Fleisch annahm, hat er unsere Leiber gereinigt und uns ein ewiges Leben verheißen. Ich vertraue fest, dass ich unbefleckt bleiben werde, so lange ich ihm treu bleibe.

Statthalter: Es ist ein Befehl der Kaiser, dass jede Jungfrau, welche den Göttern zu opfern sich weigert, in ein Haus der Unzucht solle geführt werden.

Theodora: Du weißt ohne Zweifel nicht, dass Gott bei jeder Handlung nur auf den Willen und die Absicht sieht. Gott kennt meine Absicht, eine Jungfrau zu bleiben; wenn man mir daher auch Gewalt antut, so werde ich doch in seinen Augen rein bleiben.

Statthalter: Da du aus edlem Geschlechte bist und ich deine Schönheit schonen will, so bin ich von deinem Schicksal gerührt. Höre also, was ich sage, es ist ein ausdrücklicher Befehl der Kaiser, dass die Jungfrauen in ein Schandhaus geführt werden sollen.

Theodora: Ich habe dir schon gesagt, dass Gott nur auf den Willen sieht. Er liest auf dem Grund unseres Herzens und kennt alle unsere Gedanken. Werde ich auch zu etwas Unehrbarem gezwungen, in seinen Augen bin ich nicht entehrt. 
Wenn es dir in den Sinn kommt, mir den Kopf oder eine Hand abhauen zu lassen, geschieht dieses etwa, weil ich es will, oder ist es nicht ein Werk deiner Grausamkeit? Ich bin entschlossen, Gott anzugehören; ihm habe ich meine Jungfräulichkeit geweiht, und so viel bei mir steht, werde ich mein Gelübde halten. Es lebt der Herr und der wird zu erhalten wissen, was ihm gehört.

Da der Statthalter wiederholt von dem Befehle der Kaiser redete, sprach Theodora: „Christus ist es, der mir das, was ich besitze, gegeben hat; er wird seine Taube zu erhalten wissen."

Statthalter: Welche Torheit ist es, auf einen gekreuzigten Menschen sein Vertrauen zu setzen. Glaubst du, wenn man dich in ein Lusthaus führt, unbefleckt wieder herauszukommen?

Theodora: Ich glaube, dass mich Jesus, der unter Pontius Pilatus gelitten, von dieser Gefahr befreien und mich unbefleckt daraus hervorgehen lassen wird, wenn ich meinen Glauben bewahre. Nie werde ich ihn also verleugnen.

Statthalter: Ich ließ dich bis jetzt schwätzen, so viel du wolltest, ohne dich nur einmal auf die Folter zu spannen. Doch wenn du auf deinem Vorsatz beharrst, so werde ich dich wie eine Sklavin behandeln und das Gesetz mit Strenge an dir vollziehen.

Theodora: Ich bin bereit, dir meinen Leib zu überlassen; er ist bereits in deiner Gewalt. Über meine Seele ist Gott allein der Herr.

Statthalter zu den Henkern:
 Schlagt sie das in Gesicht, damit die Unsinnige zur Besinnung kommt und den Göttern opfere. 

Theodora: Bei Gott dem Herrn, nie werde ich den Dämonen opfern.

Statthalter: Wie groß ist doch deine Torheit, die mich veranlasst hat, einem Mädchen von deinem Stand eine solche Schmach anzutun.

Theodora: Ist es eine Torheit, den lebendigen Gott zu bekennen? Mein Ruhm, meine Ehre wird es in Ewigkeit sein, was du meine Schande nennst.

Als ihr nun der Statthalter noch immer mit Drohungen zusetzte, rief sie ihm zu, er solle doch eilen, seine Befehle zu vollziehen, sie sei bereit, den lebendigen Gott zu bekennen. 
Und als der Statthalter ihr drei Tage Bedenkzeit geben wollte, sprach sie: „Diese drei Tage sind für mich schon vorbei, ich bin schon bereit, dir meinen Leib zur Marter zu übergeben. Doch nur um eines bitte ich dich, dass du auf mich keinen frevelhaften Angriff machst, bevor du das Urteil gefällt hast."

Der Statthalter: Ich gebe Befehl, die Jungfrau Theodora drei Tage lang als Gefangene zu überwachen. Niemand darf ihr aber wegen ihrer hohen Abkunft Gewalt antun.

Nach drei Tagen ließ der Statthalter Theodora wieder vor seinen Richterstuhl führen und da sie muthig auf ihrem Entschluß verharrte, befahl er, sie in ein Schandhaus zu führen. — Man führte sie also an den schändlichen Ort.
Als die keusche Jungfrau dort eingetreten war, hob sie die Augen zum Himmel und betete:

„Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Du dem Petrus im Gefängnisse beistandest, komme auch mir zu Hilfe und lasse mich unbefleckt von hinnen gehen, damit es aller Augen bekannt werde, dass ich Deine Magd bin."
Während Theodora betete, sammelte sich um das Haus eine Menge schlechter Menschen, wie hungrige Wölfe, voll Begierde, wer zuerst eintreten würde. 
Doch Gott, der seine unschuldige Taube retten wollte, erweckte ihr in diesem Augenblicke einen Befreier. Ein Christ, mit Namen Didymus, trat, als Soldat verkleidet, zuerst ein. Als ihn Theodora erblickte, schauderte sie zusammen und zog sich in die Ecke des Zimmers zurück. 
Da sprach Didymus: 
„Ich bin nicht der, für den du mich hältst; unter diesem Kleide gleiche ich einem bösen Geiste und doch bin ich dein Bruder, der aus Eingebung Gottes gekommen ist, um dich zu befreien. Tritt näher, ziehe mein Kleid an, dass dich so erschreckt hat, und gib mir dein Kleid, dann entferne dich unter Gottes Beistand."

Theodora befolgte den Rat, nahm die Kleider, zog sie an und Didymus drückte ihr zuletzt noch den Helm, welchen er mitgebracht hatte, tief in das Gesicht, um sie unkenntlich zu machen und gab ihr den Rat, schnell durch die Menge, welche vor der Türe stand, zu eilen, ohne etwas zu sagen, oder jemand anzublicken.
Theodora tat dies und entkam glücklich, Didymus aber hielt sich zum Kampf bereit, den er schon vorhergesehen hatte.

Eine Stunde nachher trat ein anderer ein, — doch wie groß war sein Erstaunen, einen Mann an der Stelle der Jungfrau zu erblicken.
Vom Staunen getroffen, sprach er zu sich selbst: 
„Konnte denn wohl Jesus das Weib in einen Mann verwandeln? Ich halte alle Erzählungen von diesem Jesus für Fabeln, dass er Wasser in Wein verwandelt habe, und doch war dies weit leichter als dieses, ein Weib in einen Mann zu verwandeln. Wahrlich, mir selbst ist bange, er möchte mich in ein Weib verwandeln!" 

Da sprach Didymus: „Der Herr hat mich nicht verwandelt, sondern er hat uns beide, sie und mich gekrönt! Die ihr in euren Händen hattet, ist entflohen; ich bin an ihrer Stelle, nehmt mich fest."

Der Mann entfernte sich schnell und hinterbrachte die Sache dem Statthalter, der sogleich den Christen Didymus vorführen ließ.
Wie heißt du?" fragte er ihn. „Didymus," entgegnete dieser.

Statthalter: Was hast du getan? Wer hat dich zu diesem Schritte bewogen?

Didymus: Gott der Herr! von ihm war ich gesendet!

Statthalter: Gestehe, ehe ich dich foltern lasse, wo ist Theodora?

Didymus: Bei unserm Herrn Jesus Christus! ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie eine Magd Gottes ist und dass er sie unbefleckt erhalten hat, da sie Christum öffentlich bekannte.

Statthalter: Wer bist du?

Didymus: Ein Christ, befreit von Christus!

Da ihm der Statthalter mit doppelter Folter drohte, entgegnete Didymus: „Ich beschwöre dich, vollziehe den Befehl der Kaiser."

Statthalter: Ich werde es tun, wenn du nicht den Göttern opferst; opferst du aber, so ist dir alles vergeben.

Didymus: Was ich für die Jungfrau tat, könnte dich belehren, dass ich ein Streiter Christi bin. Durch diese Handlung wollte ich zu gleicher Zeit ihre Jungfräulichkeit erhalten und öffentlich mein Glaubensbekenntnis ablegen. So lange ich fest im Glauben verharre, vermögen deine Foltern nichts über mich. Tue also schnell, was dir gefällt. Solltest du mich auch lebendig in das Feuer werfen, nie werde ich den bösen Geistern opfern.

Da befahl der Statthalter, den mutigen Streiter Christi zu enthaupten und seinen Leib in das Feuer zu werfen.

Didymus wurde abgeführt; schon kniete er sich nieder, um den Streich zu empfangen, da eilte die Jungfrau Theodora herbei, um ihm die Krone der Marter streitig zumachen; sie wollte für ihn sterben. Aber Didymus sprach: „Theodora, du bist frei, ich muss sterben." 
Theodora aber entgegnete: „Ich will nicht die Schuld an deinem Tode tragen. Ich habe dir zwar beigestimmt, meine Ehre zu retten, doch nicht mein Leben. Schande, nicht den Tod habe ich gefürchtet. Wenn du mich der Marterkrone beraubst, so hast du mich betrogen." 

Nun wurden Didymus und Theodora enthauptet und errangen so beide die Krone der Herrlichkeit.

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