Donnerstag, 28. Februar 2013

Die Tagesordnung des Christen

Im Leben der Heiligen wirst du meist finden, daß all ihr Tun und Lassen in größter Ordnung getan ward. Alles hatte bei ihnen seine Zeit und jede Stunde des Tages verwandten sie zu Gottes Ehre und Wohlgefallen, kurz sie lebten nach einer gewissen Tagesordnung. 

Wenn du ein wahrer Christ, ein frommer, treuer Diener Gottes sein willst, so solltest du dir auch eine gewisse Tagesordnung entwerfen und festsetzen, nach welcher du dein Leben einrichtest.

Ich will dir nun eine solche kurze Tagesordnung entwerfen, die du leicht beobachten kannst, in welchem Stande du auch sein magst.

1) Stehe frühzeitig auf und sobald du erwachst und dein Bett verlässt, so denke an Gott und sage etwa, indem du dich mit dem heiligen Kreuze bezeichnest: „Im Namen meines gekreuzigten Herrn Jesu stehe ich auf."

3) Hast du dich angekleidet und gewaschen, dann verrichte dein Morgengebet. Unterlasse es ja nicht, auch wenn die Arbeit notwendig ist, du wirst mit deiner Arbeit doch noch fertig, und wirst gesegnet von Gott. 
Vergiß aber niemals beim Morgengebet die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe zu erwecken, und die gute Meinung oder Aufopferung zu verrichten. 
Stelle dich auch unter den Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria und mache den Vorsatz: „Ich will dich, o mein Gott, an diesem Tage mit keiner Sünde beleidigen."

3) Jetzt gehe frisch an die Arbeit und vergiß nicht des schönen Spruches: „In Gottes Namen denn, oder im Namen Jesu!" Bei der Arbeit mache öfters einen frommen Seufzer, z. B. „Alles dir zu lieb, o Jesus," oder: „Jesus, dir schenke ich mein Herz."

4) Erlaubt es dein Stand, dass du an Werktagen dem heiligen Meßopfer beiwohnen kannst, so unterlasse
es ja nicht. O wie viele Gnaden kannst du dadurch erlangen!

5) Vor und nach dem Essen bete recht andächtig und erneuere darnach wieder die gute Meinung und deinen Vorsatz.

6) Jetzt gehe wieder in Gottes heiligem Namen an die Arbeit, und hast du am Abend die Arbeit geendet, dann vergiß nicht des schönen Spruches: „Gott sei Dank allzeit."

7) Ehe du schlafen gehst, kniee nieder und verrichte andächtig dein Nachtgebet

Hast du Gott für alles Gute gedankt, dann erforsche jedesmal ernstlich dein Gewissen und frage dich: Welche Gedanken und Begierden du heute gehegt, welche Worte du geredet, was du heute Böses getan oder Gutes versäumt hast, und hast du eine Sünde gefunden, dann erwecke eine recht innige Reue und erneuere deinen Vorsatz; bitte Maria um ihre Fürbitte, deinen heiligen Schutzengel um Beistand, vergiß auch der armen Seelen nicht und lege dich dann im Namen Jesu zur Ruhe.
Im Bette denke an den Tod und schlafe ein im Namen Jesus, Maria und Joseph!

Wie wäre es, christliche Seele, wenn du von heute an diese Tagesordnung einhieltest? Glaube mir, es würde dich nicht reuen, und gewiß würdest du großen Nutzen für dein Seelenheil daraus schöpfen.
Gebet. O mein Jesus, der Du alle Stunden Deines Lebens auf Erden Deinem himmlischen Vater geweiht und durch lauter gute Werke geheiligt hast, gib mir die Gnade, dass ich jeden Tag zu Deiner Ehre anfange, nach Deinem heiligsten Willen zubringe und vollende!
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

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